Transgender Bücherliste

Geschlechtswechsel
von Volkmar Sigusch

Nur das körperliche Geschlecht, nicht aber die Geschlechtsidentität, die seelische Gewißheit, diesem oder jenen Geschlecht anzugehören, ist jedem zu Lebensbeginn bestimmt. Immer hat es jedoch Menschen gegeben, die das Geschlecht, das man bei der Geburt durch einen Blick auf den "kleinen Unterschied" festgestellt hatte, im späteren Leben verlassen haben. Diese Geschlechtswechsler, um die es in Volkmar Siguschs Buch geht, sind bisher von Psychologie, Medizin und Sexualwissenschaft als krank bezeichnet worden. Von der Metamorphosis sexualis bis hin zur sexuellen Perversion hat man ihnen folgenschwere Diagnosen gestellt, wenn es opportun erschien, auch Operationen zur "Geschlechtsumwandlung" befürwortet. Volkmar Sigusch ist der erste, der diesem pathologischen Blick grundsätzlich widerspricht. Sein Buch ist ein entschiedenes Plädoyer dafür, Transsexualität nicht mehr als krankhafte Verirrung zu begreifen, sondern als eine Andersartigkeit zu respektieren, die wir nie ganz verstehen werden. Zugleich ist das Buch eine Abrechnung mit den gängigen Theorien über Transsexualität und ein Rechenschaftsbericht darüber, wie Psychotherapeuten und Mediziner bislang mit transsexuellen Männern und Frauen umgegangen sind.


Geschlechtsumwandlung
Abhandlung zur Transsexualitä
t
von F.Pfäfflin und A. Junge

Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über Langzeitergebnisse nach operativer Geschlechtsumwandlung und analysiert dazu die internationale Fachliteratur aus den letzten dreißig Jahren. Anhand von Transsexuellen-(Auto-)Biographien werden parallet dazu die Wechselwirkungen zwischen medizinischer Behandlung und der in den Massenmedien verbreitete Rede von der Gefangenschaft im falschen Körper" untersucht. Es wird die Entstehung des Diskurses über Hermaphroditen, Homosexuelle, Transsexuelle und Geschlechtswechsler nachgezeichnet. Aspekte der sozialen Konstruktion der Geschlechtszugehörigkeit werden an aktuellen sowie historischen Beispielen herausgearbeitet. Rechtliche Probleme bei Vornamens- und Personenstandänderung, Umschreibung von Zeugnissen, Versicherungsnummern usw. werden unter praktischen Gesichtspunkten dargestellt. Die spezifische Rechtssprechung und Gesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland und in den europäischen Nachbarländern wird unter rechtssystematischen Gesichtspunkten diskutiert. Eine vergleichbar fundierte interdisplinäre Darstellung von Geschlechtswechsel und Transsexualtiät gibt es bisher im internationalen Schrifttum nicht. Das Gemeinschaftswerk führender Fachleute auf dem Gebiet der Transsexualität und des Geschlechtswechsels eröffnet neue Sichtweisen, die sowohl für die theoretische Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen wie für den praktischen Umgang mit Geschlechtswechselrn weittragende Konsequenzen haben.


Seele im Spagat
Eine Reise zwischen den Geschlechtern

von Marion Holl

Marion Holl wurde 1959 als Georg Holl in Köln geboren. Er studierte Bauingenieur und arbeitete 22 Jahre lang im Bauwesen. Mit 26 Jahren heiratete er und wurde Vater von zwei Kindern. Aber immer hatte Georg Holl das Gefühl, im falschen Körper gefangen zu sein – in dem eines Mannes, obwohl er als Frau fühlte. Der seelische Zwiespalt wirkte sich sogar in schweren körperlichen Krankheiten aus. Mit 36 Jahren setzte er seiner Qual ein Ende. Er begann sich in eine Frau zu wandeln. Aus Georg Holl wurde von Marion Holl.

Auf freimütige, witzige und zugleich sensible Weise beschreibt Marion Holl ihre eigenen Erfahrungen: Das Glück und das Leid einer Transsexuellen. Sie hat sich ihren größten Wunsch erfüllt, nämlich als Frau zu leben. Ob Homo, Bi oder Trans, das Buch "Seele im Spagat" plädiert für mehr Toleranz mit individuellen und ungewöhnlichen Lebensformen und gibt all denen Mut, die Schwierigkeiten haben, sich zu ihrer vermeintlichen Andersartigkeit zu bekennen. "Seele im Spagat" baut Berührungsängste ab und stärkt unsere Fähigkeit mit solchen Menschen umzugehen.


Transsexualimus
von Wolf Eicher

Aus seiner 20jährigen Erfahrung mit der Psychodiagnostik, hormonellen Therapie und Genitaltransformationsoperationen bei Mann-zu-Frau- und Frau-zu-Mann-Transsexuellen gibt der Autor eine fachübergreifende Darstellung, in der sowohl die psychosomatische und psychosoziale Problematik als auch die medizinisch-technische Seite angesprochen wird. Er bietet eine wissenschaftlich Analyse der Hypothesen zur Ursache des Transsexualismus anhand der Auswertung therapeutischer Ergebnisse. Der Beitrag zeigt dem Praktischen Arzt, dem Gynäkologen, Andrologen und Urologen sowie dem Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen die Möglichkeiten und Grenzen der ärztlichen Hilfe. Darüber hinaus soll das Buch dazu dienen, Juristen, Krankenversicherern und Sozialarbeitern die Materie näher zu bringen. Nicht zuletzt ist es ein Anliegen des Autors, das Phänomen des Transsexualismus bekannter und transparenter werden zu lassen. Die vorliegende 2. Auflage wurde aktualisiert und berücksichtigt insbesondere die neusten Nachuntersuchungen der vom Autor operierten Patienten, die zeigen, daß die beschriebenen Behandlungsmethoden geeignet sind, den Betroffenen entscheidend zu helfen.


Transsexualität
Behandlung und Begutachtung
von Ulrich Clement, Wolfgang Senf

Die klinischen und juristischen Problemstellungen der Transsexualität erfordern einen interdisziplinären Zugang. Diese ungewöhnliche Verbindung ganz verschiedener Fachdisziplinen verlangt eine optimale Kenntnis der jeweils anderen Aufgaben. In der Praxis ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht immer ausreichend gesichert. Das praxisnahe Buch richtet sich an alle der Versorgung Beteiligten. Erstmals werden in einem Buch praktische Richtlinien für die Diagnostik, die psychotherapeutische und körperliche Behandlung sowie für die verschiedenen Begutachtungen vermittelt.


Messer im Traum
Transsexuelle in Deutschland

von Holde-Barbara Ulrich, Thomas Karsten

Wir haben dreizehn der erregenden Lebensgeschichten in Wort und Bild für den Band ausgewählt, weil wir glauben, daß sie in ihren fast unerträglichen Verletzungen, ihrer irrwitzigen Hoffnungskraft, ihren glückhaften Wandlungen, ihren sexuellen Exaltationen – ihrer einfachen Sehnsucht nach Liebe und Leben exemplarisch sind für viele andere.


Frau werden
Von Walter zu Waltraud
von Waltraud Schiffels)

Das vorliegende Buch ist ein erschütterndes Dokument geschlechtlicher Zerrissenheit und die autobiografische Verarbeitung einer Geschlechtsumwandlung. Die Autorin reflektiert über ihre Kindheit als Junge und über ihr Leben als Mann, über frühe Abweichungen, über Familientraumata, über Alkoholismus, über Masochismus und schließlich über ihr neues Leben als Frau.



Das dritte Geschlecht
Transsexuelle, Transvestiten und Androgyne

von Birgit Bader, Ben Behnke, Christin-Susan Back

Dieses Buch zeigt in zwanzig intensiven Gesprächen mit Transsexuellen und ihrem Umfeld das Leben derer auf, die überzeugt sind, im falschen Körper zu leben. Es geht um das Entdecken der eigenen Transsexualität und deren Verarbeitung. Die Betroffenen erzählen von den Schwierigkeiten, aber auch von den Möglichkeiten des Geschlechtswechsels. Der Ratgeberteil orientiert sich an praktischen Fragestellungen und gibt Tips vom Alltagstest bis zu den Möglichkeiten und Risiken der Operation.


Mein Weg ins Leben
von Markus Commerçon

"Aids? selbst schuld. Entweder Schwuler oder Fixer. Oder von einem Bett ins andere gehüpft. Was geht mich das an? Die, die so denken, werden dieses Buch erst gar nicht in die Hand nehmen. dabei verpassen sie etwas. Nämlich die Chance, von ihren Vorurteilen abrücken zu können. denn der Autor dieses Buches hat AIDS. Und er ist schwul. Er wird sie vielleicht manchmal erschrecken, denn er ist schonungslos ehrlich. Aber gerade deswegen wird Markus Ihnen nach der Lektüre nicht mehr fremd sein.

Sie lernen ihn kennen: seine Kindheit, seine Familie, seine erste und seine ewige Liebe, seinen Beruf, seine Wut - und eben auch sein Leben mit AIDS. Dabei ist es immer so, wie ich Markus kennengelernt habe: direkt und ohne Weinerlichkeit. Markus Commerçon hat viel zu sagen, nicht nur zum Thema AIDS."

Markus Commerçon, geboren 1963 in Neunkirchen/Saar. Nach jahrelangem Ringen um seine sexuelle Identität und erfolgreichem Abschluß seiner Berufsausbildung zum Bäckermeister gründet er mit seinem Lebensgefährten Wolfgang ein eigenes Bäckereifachgeschäft. Doch AIDS zwingt alle Pläne in andere Bahnen. Nach dem Tod seines Freundes beendet er das Versteckspiel, verkauft sein Geschäft. Er bricht sein Schweigen und somit viele gesellschaftliche Tabus. Heute lebt Markus Commerçon in Ulm und ist mit großem Erfolg in der AIDS-Prävention tätig. Er ist selbst inzwischen an AIDS erkrankt.

Michael Steinbrecher, ehemaliger Moderator von "Doppelpunkt", jetzt im "Aktuellen Sportstudio", drehte 1994 einen dokumentarischen Fernsehfilm über ihn.

Es ist unwichtig ob ein Mensch gesund oder krank ist, entscheidend ist vielmehr, was er aus Gesundheit und Krankheit macht. (erschienen 1994)


Die soziale Konstruktion der Transsexualität
von Stefan Hirschauer

Die soziale Konstruktion der Transsexualität ist die empirische und theoretische Analyse eines Phänomens, das sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts in den westlichen Gesellschaften etablieren konnte und kulturelle Grundüberzeugungen von der Körpergebundenheit und Konstanz der Geschlechtszugehörigkeit von Personen herausfordert.

Hirschauers Studie macht Transsexualität auf mehrfache Weise zum Gegenstand einer kultursoziologischen Analyse: als ein Modell, das die minutiöse Konstruktion von Geschlechtszugehörigkeit in alltäglichen Interaktionen aufzuschlüsseln erlaubt; als ein historisches Projekt, mit dem die Medizin Traditionen des Geschlechtswechsels in Regie nimmt und neu formiert; als ein Prozeß der Faktenkonstruktion, in dem medizinische Disziplinen kollaborativ eine neue Geschlechtszugehörigkeit hervorbringen; und als kulturelles >Symptom<, das immanenter Bestandteil der zeitgenössischen Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit ist.

Die Untersuchung beruht auf interaktionsanalytischen und genealogischen Forschungsarbeiten sowie auf einer umfassenden Ethnographie der heterogen Praktiken auf den Stationen eines medikalisierten Geschlechtswechsels: psychiatrische Diagnostik, Endokrinologie, plastische Chirurgie, Stimmtherapie, Justiz und Subkultur.

Die soziale Konstruktion der Transsexualität ist ein Beitrag zur Soziologie wissenschaftlichen Wissens und zu einer Soziologie Der Geschlechterdifferenz.

Stefan Hirschauer, geb. 1960, arbeitet an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.


Geschlechtsunterschiede
Entstehung und Entwicklung - Mann und Frau in biologischer Sicht
von Norbert Bischof und Holger Preuschoft

In der gegenwärtigen Diskussion um Chancengleichheit und Emanzipation der Frau stellt sich die Frage: Welche "weiblichen" und "männlichen" Merkmale gehen auf biologische Gesetzmäßigkeiten zurück und sind nicht veränderbar? Die Autoren verfolgen die Zusammenhänge zwischen Chromosomen, Hormonen, Körpergestalt, primären und sekundären geschlechtstypischen Verhaltensweisen, machen aber auch deutlich, daß diese biologischen Einflüsse begrenzt sind, weil das Lernen im Sozialverband eine große Rolle spielt. Und was erlernt ist, ist grundsätzlich auch "manipulierbar".

Die Herausgeber: Norbert Bischof ist Professor und Direktor der Biologisch-Mathematischen Abteilung am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Holger Preuschoft ist Professor und Leiter der Arbeitsgruppe Funktionelle Morphologie am Anatomischen Institut in Bochum.


Fremd im eigenen Körper
V
on Marietta zu Mario - die Geschichte einer Geschlechtsumwandlung
von Anja Meister

Als Mädchen mit dem Namen Marietta geboren und in Heimen aufgewachsen, spürte Mario von klein auf eine unerklärliche Kluft zwischen sich und anderen Kindern. In seinem Mädchenkörper fühlte er sich oft wie in einem Kerker gefangen.

Erst nach Jahren innerer Spaltung und Zerrissenheit und der Geburt des Sohnes Markus schaffte es Mario, sich von der Qual, fremd im eigenen Körper zu leben, zu befreien und sich "umoperieren" zu lassen.

Das bewegende Dokument einer Geschlechtsumwandlung, mutig und schonungslos in seiner Offenheit.....


Kleidung im Leben transsexueller Menschen
Die Bedeutung von Kleidung für den Wechsel der sozialen Geschlechtsrolle

von Julia Epstein

Meine intensive Auseinandersetzung mit der Transsexualität hat persönliche Gründe. Grundlegende Aussagen dieser Arbeit beruhen auf persönlichen Erfahrungen. Ich kenne etwa fünfzig Transsexuelle persönlich, mehr oder weniger intensiv, natürlich. Ich kenne Mann-zu-Frau-Transsexuelle und Frau-zu-Mann-Transsexuelle. Ich kenne Transsexuelle, die noch in der Selbst-Findung begriffen sind; ich kenne Transsexuelle, die schon vor langer Zeit den Geschlechtswechsel vollzogen haben; ich kenne alle Zwischenstufen. Ich nehme seit zwei Jahren an den Treffen einer Selbsthilfegruppe für Transsexuelle und Transvestiten teil. Ich kenne MedizinerInnen verschiedener Fachrichtungen (Psychiatrie, Endokrinologie, Chirurgie, Gynäkologie) sowie PsychologInnen und Gutachter, die sich mit der Transsexualität auseinandersetzen.

Selbstverständlich habe ich mich bemüht, meine Aussagen zu belegen; die Voraussetzungen dafür sind zur Zeit mehr als hervorragend - die Literatur boomt! Vor allen Dingen dort, wo ich das Gefühl hatte, eine bestimmte Aussage könne den nicht-informierten Leser mehr als überraschen, fand ich dies besonders notwendig. Um meine Erfahrungen zu fundieren, habe ich Gespräche mit Fach-Leuten geführt (Psychiater / Gutachter, Beraterin) und dreiundzwanzig Betroffene mit Hilfe eines Frage-Bogens befragt. Der Inhalt der Interviews wird im Anhang dieser Arbeit wiedergegeben, wo auch die Original-Fragebögen abgedruckt sind. Es war mir im Rahmen dieser Arbeit leider nicht möglich, eine repräsentative statistische Auswertung zu erarbeiten, aber ich denke, daß die Antworten der Betroffenen klare Tendenzen erkennen lassen, die eine Bezugnahme durchaus rechtfertigen.


Als Mann endlich glücklich
Bericht eines Transsexuellen
von Kai-Wolfgang Hansmann

Ich weiß, das ich 1949 als Mädchen geboren wurde und bis 1979 die Transsexualität durchlebte. Mein Leben verläuft seit der Operation 1979 so geregelt und normal, wie ich es mir immer gewünscht habe. Die Vergangenheit in ihrer Intensität der Hoffnungslosigkeit wieder aufleben zu lassen, ist nicht mehr möglich. Deshalb greife ich auf mein Tagebuch, begonnen am 6. Februar 1974, zurück. So deutlich, wie ich das erleben meiner Transsexualität darin beschrieben habe, kann ich es zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr formulieren.

Es ist auch bezeichnend, daß das Tagebuch am 22. April 1980 endet. Der Rest ist eine Nacherzählung. An besagtem Tag erhielt ich meinen richtigen Paß. Seitdem hatte ich nie mehr das dringende, zwingende Bedürfnis, zu diesem Thema etwas zu schreiben. Mein Leben wurde normal. Ich habe mich von meiner ersten Frau getrennt, die zweite geheiratet, ein Dauerverhältnis nebenbei gehabt, wurde geschieden und habe wieder geheiratet. Vielleicht hält diese Ehe für immer. Wenn nicht, ist keineswegs das Thema Transsexualität schuld, sondern nur ich.

Ich habe das Tagebuch textmäßig nicht verändert, obwohl ich einiges im nachhinein anders formulieren würde. Doch ich will nicht die um 16 Jahre späteren Gedanken, Erfahrungen und Veränderungen in meinem Meinungsbild hinzufügen. Sie würden das Bild ganz extrem verfälschen.

Ich habe die Operationen nur im oberen Bereich durchführen lassen - insgesamt sechs. Grund dafür war eine schlampige Operationstechnik. Bei der Entfernung der Brust sollte man darauf achten, daß sie ein kosmetisch bewanderter Chirurg durchführt. Am günstigsten ist ein Rundschnitt um die Mamille (Brustwarze), durch den die Brustdrüse und die überflüssige Haut entfernt wird. Mein erster Operateur war ein Gynäkologe. Ein Großteil der Brustdrüse wurde vergessen, dafür aber ein Teil des Brustmuskels entfernt. Etliche Quadratzentimeter Haut waren zuviel. Deshalb die vielen Nachoperationen.

Zu den Brustfotos nach der Operation, z. B. Eicher, sollte beim Bestaunen beachtet werden, daß die Patienten auf dem Rücken liegen; im Stehen sieht das meist ganz anders aus. Bei Aufnahmen kurz nach dem Eingriff - sozusagen noch auf dem Tisch - sind auch noch keine Hämatome vorhanden.

Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Zur Unterstützung nehme ich zur Zeit jeden Monat eine Ampulle Testoviron depot 250mg. Diese Menge ist ausreichend für Körperform und -behaarung. Mein Vollbart wächst und gedeiht. Was mir noch fehlt - angeblich zur optischen Vervollständigung, oder was auch immer -, darauf habe ich freiwillig verzichtet, und zwar eingedenk einer nicht entsprechend leistungsfähigen Operationstechnik. Ich sehe nicht ein, daß ich, um meine Umwelt zu befriedigen und Klischeedenken zu entsprechen, auf meine Sexualität verzichten soll. Das momentane Angebot befriedigt meine Wünsche und Vorstellungen nicht.


Ich bin, wer ich bin -
Ein öffentliches Leben als Mann und als Frau

von Michaela Lindner

Als der Quellendorfer Familienvater, Bürgermeister und Unternehmer Norbert Lindner 1998 sein Coming-out als Frau vollzieht, ist nichts mehr so wie es vorher war: Sie verliert Arbeit, Familie, Freunde. Das öffentliche Bekenntnis der anderen Geschlechtszugehörigkeit bedeutet auch das Ende der bisherigen bürgerlichen Existenz.

In ihrer spannenden Autobiographie lässt Michaela Lindner wichtige Stationen dieser Entwicklung Revue passieren. Sie berichtet über Kindheit und Jugend in der DDR, die lange Gratwanderung zwischen den Geschlechtern, über Erfahrungen und Enttäuschungen als "öffentliche" Frau und die Schwierigkeiten des vollständigen Neuanfangs >Ich bin, wer ich bin< ist faszinierender Ausdruck einer lebenslangen Suche der wahren Identität und zugleich ein engagiertes Plädoyer für gelebte Toleranz.

Norbert Lindner war Unternehmer, Familienvater und Bürgermeister von Quellendorf, bevor er öffentlich bekannte, als Frau zu empfinden, und damit tiefste Irritationen und Abwehr auslöste. Der mutige Schritt zur offenbarten Transidentität bedeutet für Norbert das Ende seines Doppellebens, gefangen zwischen Selbstverleugnung und der Sehnsucht nach der anderen Geschlechtszugehörigkeit. Als Michaela stellt sich Michaela 1998 erneut zur Wahl, doch als Bürgermeisterin kann sie das Vertrauen nicht zurückgewinnen. Skandal und Medienspektakel rücken sie in das Licht einer Öffentlichkeit, die sie auch tiefer menschlicher Enttäuschung preisgibt. Michaela stellt sich Voyerismus und Ignoranz. In ihrem authentischen Lebensbericht schildert sie die verschlungene Suche nach ihrer wahren Identität - ein Weg, der auch nach der Geschlechtsumwandlung noch nicht zu Ende ist.

Michaela Lindner, geboren 1958 in Görlitz, studierte an der TU in Dresden Diplomingenieur für Verfahrenstechnik. Von 1996 bis 1998 war sie Bürgermeister in Sachsen-Anhalt und vollzog in diesem Amt das Coming-out als transidente Frau. Sie verlor daraufhin Arbeit, Familie und jegliche Existenzgrundlage und wagte 1999 in Berlin einen Neuanfang. Im September 2000 beendete sie eine Weiterbildung als internationale Betriebswirtin.


Eine Frau und mehr
von Romy Haag

Ein Leben wie ein Traum: Der kleine Junge aus der holländischen Provinz macht Karriere in den Metropolen der Welt - als Frau. Aus dem schüchternen Edouard Frans wird Romy Haag, der Star. Mit dreizehn strippte sie auf der Reeperbahn, mit sechzehn sang sie im Pariser Nachtclub >Alcazar<. nach Stationen auf den Bühnen ganz Europas und in New York fand die schillernde showgröße im Berlin der siebziger Jahre ein zuhause. Ihr legendärer Nachtclub >Chez Romy Haag< wurde zum Inn-treff für Popstars wie David Bowie, Freddy Mercury, Mick Jagger oder Udo Lindenberg. als Chansonsängerin, im Varietè und als Schauspielerin fasziniert sie heute ihr Publikum.

Doch Romy Haag erinnert sich nicht nur an ihre Showkarriere. Offen und ehrlich räumt sie mit Klischees über sich und ihr leben als Transsexuelle auf. Ihr Erfolg in einer Gesellschaft, die Außenseitern selten mehr als einen Nischenplatz einräumt, ist zugleich die Geschichte eines Kampfes gegen Intoleranz und Vorurteile.

Mit dreizehn verließ sie ihr Elternhaus in Den Haag und wurde als Showstar zum Inbegriff von Glamourund Verruchtheit. Schonungslos ehrlich erzählt die Entertainerin von ihrem leben als Transsexuelle in Paris, New York und Berlin. Die Geschichte einer Kultfigur und ihr ganz persönlicher Blick auf die Popkultur und unsere Gesellschaft.

Romy Haag wurde 1951 als Sohn eines Malers und einer Fleischerstochter in Den Haag geboren. Im Paris der sechziger Jahre begann ihre erfolgreiche Karriere als Showstar. Die vielseitige Entertainerin zog als Sängerin und Tänzerin um die Welt, gründete eine Rockband, glänzte in zahlreichen Rollen in Film und Fernsehen und wurde mit ihrem Nachtclub >Chez Romy Haag< Mitte der Siebziger zu einer Institution. Romy Haag lebt in Berlin.


Gleiche Chancen für alle -
Transidentität in Deutschland 1998/99

von Helma Katrin Alter

Die Autorin geht völlig andere Wege, als wir es gewohnt sind, wenn wir uns mit dem Thema Transidentität auseinandersetzen. Von den Medien und der Bevölkerung wird das Wort Transsexualität verwendet, das von den Medizinern und Juristen eingeführt wurde. Durch einen kulturellen und sozialpolitischen Denkansatz versucht die Autorin zunächst klarzumachen, dass Transidentität nichts besonderes wäre, wenn sie nicht immer wieder aus der exotischen oder leidvollen Perspektive betrachtet würde. Viele ihrer Gedanken und Lösungsansätze lassen sich auch auf eine große Zahl anderer Probleme übertragen, mit denen sich viele Menschen in ihrem Leben herumschlagen müssen.

Sehr deutlich arbeitet sie heraus, dass Gesetzgebung und Medizin, auch Psychotherapie, nur flankierende Maßnahmen sind. Sie bringen weder die Lösung der Probleme, noch steht ihnen die Entscheidungskompetenz zu wem geholfen werden darf und wem nicht. Die Autorin legt die Verantwortung, ein lebenswertes Leben führen zu können, eindeutig in die Hände der Transidenten selbst, im Zusammenleben mit allen Menschen dieser Gesellschaft.


Zwischen den Geschlechtern.
Eine Standortbestimmung

von Dr. Walter H. Greiner.

Einem gängigen Klischee zufolge sind Transsexuelle Menschen, die ihr Geschlecht wechseln. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Zwar gibt es eine erhebliche Anzahl von Betroffenen, für die tatsächlich der komplette Wechsel der Geschlechtsrolle einschließlich der chirurgischen Umgestaltung des Körpers der einzig mögliche Weg ist, jedoch bilden diese Menschen nur die Spitze des Eisbergs.

Sozusagen unter der Wasserlinie verborgen lebt eine größere Anzahl Betroffener, die zwar wohl unter einer transsexuellen Veranlagung leiden, für die aber der komplette Geschlechtswechsel eine zu radikale Lösung wäre. Die geschlechtliche Irritation geht bei ihnen weniger weit als bei "echten" Transsexuellen: nicht weit genug, um die Einschränkungen und Risiken des Geschlechtsrollenwechsels zu rechtfertigen, aber doch zu weit, um im körperlichen Geschlecht leben zu können. Die Folge ist meist Verheimlichung und Verdrängung: ein "falsches" Leben gegen die Natur, geplagt von vielerlei psychosozialen Störungen. Ein Ausbruch aus dieser Situation wird den Betroffenen durch das festgefügte Geschlechterbild unserer Gesellschaft sehr erschwert, ist aber doch möglich: das vorliegende Heft soll einen Lösungsweg aufzeigen.

Dr. Greiner beschreibt uns sehr schön - das was wir eigentlich sind - wie wir entstehen - männlich und weiblich - die gemischte Form - das Dazwischen. Mit den schematischen Darstellungen ergänzt er wunderbar die gut verständlichen Erklärungen zum Thema. Eine gelungene Analyse.


Die Auflösung der Irrenhäuser. Oder: Die Neue Psychiatrie in Italien
von Josef Zehentbauer.

Die weltweit radikalste Veränderung der Psychiatrie in diesem Jahrhundert fand im Jahr 1978 in Italien statt: per Gesetz wurden alle psychiatrischen Anstalten aufgelöst. Freiheit heilt! war eine der Parolen damals: von der Norm abweichende Menschen nicht wegsperren und mit Pharmaka vollpumpen, sondern inmitten der Gesellschaft belassen ... Dieses Buch aus dem Jahr 1989 - unverändert nachgedruckt und mit einem aktuellen Vorwort versehen - wirft ein Schlaglicht auf die Entwicklung dieser Psychiatrie-Revolution. Unter den Autoren sind namhafte Experten der Neuen Psychiatrie Italiens - wie Franco Basaglia, seinerzeit Galionsfigur der Reform. Wenn auch einige der Hoffnungen von damals unerfüllt geblieben sind: Wir können in vielerlei Hinsicht aus den Erfahrungen der Italiener lernen - z. B. beim kritischen Umgang mit Psychopharmaka, der Ablehnung von Gewalt und der Enthospitalisierung.

Aus dem Klappentext der Originalausgabe: »Die italienischen Erfahrungen beweisen es: Wir brauchen keine psychiatrischen Krankenhäuser!«


Die Pathologie der Normalität. Zur Wissenschaft vom Menschen
von Erich Fromm

Die Kranken, das sind die Gesunden. Und die Gesunden, das sind in Wirklichkeit die Kranken«. Diese provozierende These formulierte Erich Fromm als Ergebnis seiner jahrzehntelangen Erforschung der Normalität. Er bediente sich dabei der Begriffe des Gesellschaft-Charakters und des gesellschaftlichen Unbewussten. Fromms Erkenntnisse zur Pathologie der Normalität haben ihn dazu geführt, eine neue »Wissenschaft vom Menschen« zu fordern und unter humanistischen Wertsetzungen selbst auch zu realisieren.



Up Date vom: Dienstag, 18. Februar 2003